Dieses Projekt wird durch die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa aus Mitteln des Landes
und des Europäischen Sozialfonds Plus gefördert.
Mit uns diskutieren:
Die Veranstaltung wird organisiert von ADA/Antidiskriminierung in der Arbeitswelt – in Kooperation mit Lagerhaus/Migration und BeN/Bremer entwicklungspolitisches Netzwerk e.V.
Einladungstext:
Sarrazin war nur der Anfang: Nachdem der Ex-Bundesbankvorstand mit biologistischen Thesen muslimische ZuwandererInnen für die angebliche Verdummung der deutschen Gesellschaft verantwortlich gemacht hatte, ging es Schlag auf Schlag: Plötzlich wurde allerorten vor einer Ausweitung der Scharia gewarnt, die Behauptung zunehmender Deutschenfeindlichkeit geisterte durch die Presse, Bundeskanzlerin Merkel erklärte Multikulti für gescheitert und CSU-Chef Seehofer sprach sich für einen Zuwanderungsstop aus „anderen Kulturkreisen“ aus.
Die aktuelle Integrationsdebatte ist brandgefährlich: seit Monaten werden ganze Bevölkerungsgruppen systematisch diffamiert und öffentlich an den Pranger gestellt. Diese Ressentiments bereiten Rechtspopulisten den Weg, wie uns Erfahrungen aus Ländern wie Österreich oder den Niederlanden zeigen. Genau diese Debatte lenkt von dem drängenden Problem der Spaltung der Gesellschaft in arm und reich ab.
Um so auffälliger ist, dass sich die Gewerkschaften in der aktuellen Diskussion bislang kaum zu Wort gemeldet haben – immerhin sind Hundertausende ArbeitnehmerInnen mit Migrationshintergrund gewerkschaftlich organisiert. In der Veranstaltung werden VertreterInnen der Bremer Gewerkschaften zur aktuellen Integrationsdebatte Position beziehen, auch was eigene Versäumnisse in der Vergangenheit betrifft. Wir wollen gemeinsam ausloten, welchen Beitrag Gewerkschaften zur Versachlichung der Auseinandersetzung leisten können. Statt Gespensterdebatten über vermeintliche IntegrationsverweigerInnen zu führen, müssen vielmehr systematische Prozesse der Benachteiligung und Diskriminierung zur Sprache kommen – ob im Ausbildungssystem, der betrieblichen Interessenvertretung oder im Alltag der Kolleginnen und Kollegen. Integration darf keine Einbahnstraße sein; sie ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, in dem alle Beteiligten gleichermaßen gefordert sind.
Zeit: Donnerstag, 2. Dezember 2010, 18 bis 20 Uhr, Ort: DGB-Haus/Tivoli-Saal
Gäste:
Menschen ohne gesicherten Aufenthalt unterliegen insbesondere in der Arbeitswelt extremer Diskriminierung und Ausbeutung. Die Folgen sind für die Betroffenen in aller Regel fatal, zumal sie auch bei der medizinischen Versorgung, der Beschulung ihrer Kinder und der Suche nach geeignetem Wohnraum mit massiven Problemen konfrontiert sind. Hinzu kommt, dass gesetzliche und tarifliche Standards durch Dumping-Beschäftigung ebenfalls erheblich unter Druck geraten. Der DGB-Bundesvorstand hat daher bereits im April 2009 ein „Diskussionspapier zur Situation von Menschen ohne regulären Aufenthaltsstatus“ vorgelegt, unter anderem wird dort die Verbesserung der Lebens- und Arbeitssituation von Menschen mit ungesichertem Aufenthalt als Aufgabe der Gewerkschaften bestimmt. Hierzu passt, dass mittlerweile in verschiedenen Städten entsprechende, auch gewerkschaftlich (mit-)getragene Initiativen entstanden sind. Am weitesten sind die Bemühungen in Hamburg gediehen: Dort existiert seit Mai 2008 die von ver.di initiierte und seit jüngstem vom DGB Hamburg übernommene Beratungsstelle für Papierlose „MigrAr“ (Migration und Arbeit).
Emilija Mitrovic von ver.di/Hamburg ist bei MigrAr aktiv, sie wird von den konkreten (Beratungs-)Erfahrungen berichten, unter anderem darüber, wie Menschen ohne gesicherten Aufenthalt in Hamburg unbürokratisch Mitglied bei der Gewerkschaft werden und somit den DGB-Rechtsschutz in Anspruch nehmen können. Dirk Hauer vom Diakonischen Werk Hamburg wird zudem die Ergebnisse einer zusammen mit ver.di und der Nordelbischen Kirche durchgeführten Untersuchung vorstellen, welche Ende 2009 unter dem Titel „Leben in der Schattenwelt. Studie zur Situation von Menschen ohne gültige Papiere in Hamburg“ erschienen ist.
Ziel der Veranstaltung ist es, über die Frage ins Gespräch zu kommen, ob bzw. wie ein vergleichbares Angebot im Bremer DGB-Haus geschaffen werden könnte.
Wann: 10. März, 18.00 Uhr. Ort: DGB-Haus, Bahnhofsplatz 22-28
Veranstalter: DGB Region Bremen/Elbe-Weser, ADA – Antidiskriminierung in der Arbeitswelt, Runder Tisch Hausarbeit, MediNetz Bremen
Weitere Informationen:
Hamburger Studie „Leben ohne Papiere“:
http://www.diakonie-hamburg.de/kd.1126000849.10/info.html
Bremer Studie zur Gesundheitsversorgung von Papierlosen:
http://www.fluechtlingsinitiative-bremen.de/medinetz.html
Gewerkschaftliche Beratungsstelle für Papierlose in Hamburg:
http://besondere-dienste.hamburg.verdi.de/themen/migrar
Diskussionspapier DGB zur Situation von Papierlosen:
http://besondere-dienste.hamburg.verdi.de/themen/migrar/diskussion
ADA - Antidiskriminierung in der Arbeitswelt: